Weltmeisterschaft U21 in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate)
16.-18. November 2019

 

Medaillenjubel im Wüstenstaat
Duoka Lukas Lorber und Michelle Vetter gewinnen Bronze bei Jujutsu-WM in Abu Dhabi

 

 

Sportlerkollegen, Angehörige, Freunde – sie alle hatten per Internet-Livestream das sportliche Geschehen mitverfolgt, hatten mitgefiebert. Der kollektive Freudenschrei aus der Heimat dürfte fast bis ins 5000 Kilometer Luftlinie entfernte Abu Dhabi zu hören gewesen sein, wo Lukas Lorber (18) aus Oberküps und Michelle Vetter (19) aus Grub am Forst in der Mubadala-Arena aufs Siegerpodest stiegen. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme im Duo-Mixed U21 konnten die beiden Athleten des TSV Staffelstein gleich Bronze gewinnen. Die Basis für diesen großartigen sportlichen Erfolg wurde gelegt durch kontinuierliche Trainingsarbeit, der auch in der Jujutsu-Sparte „Duo“ eine wichtige Rolle zukommt.

 

 


Jubelnd recken Lukas und Michelle die Arme nach oben, als der Gewinn der Bronzemedaille feststand. Der Erfolg kommt aber nicht von ungefähr. Dreimal wöchentlich trainieren die beiden beim TSV Staffelstein, hinzu kommen Krafttraining sowie Ausdauertraining mit Joggen und Bergläufen. „Der Küpser Berg liegt ja bei mir vor der Haustür“, lässt Lukas schmunzelnd wissen. Überhaupt wurde viel investiert in die Vorbereitung. „Auch Videoanalysen von den Gegnern gehören dazu“, ergänzt Michelle. Die Teilnahme am einwöchigen Bundeskader-Lehrgang Ende Oktober in Duisburg war verpflichtend. „Das war schon sehr anstrengend“, räumt Lukas lachend im Rückblick ein. Aber als „Strapazen“ betrachten sie dies dennoch nicht, wurde den Athleten des Bundeskaders hiermit ja der finale Feinschliff verliehen. Dass Michelle und Lukas für selbigen nominiert wurden, erfüllt die Verantwortlichen des TSV schon mit Stolz. Aber jetzt, wo sich die Gelegenheit bietet, wollten die beiden diese auch am Schopfe packen, legten in der Trainingsvorbereitung in den vergangenen Wochen eben noch einmal eine Schippe drauf.

Vorbereitung hin und her – vor Ort, in Abu Dhabi, war dann hohe Konzentration gefragt, um den Kampfrichtern eine möglichst perfekte Demonstration der Bewegungsabfolgen zu präsentieren (Beschreibung der Jujutsu-Sparte „Duo“ gesondert in der Info-Box zu diesem Artikel). „Einwerfen, Vordehnen, man geht die Bewegungsabläufe noch einmal im Kopf durch“, lässt Lukas die letzten Momente unmittelbar vor dem Beschreiten der Matte Revue passieren.

Die Bronzemedaille bei der WM kam keineswegs aus dem Nichts. Seit nunmehr dreieinhalb Jahren gemeinsam im Duo-Mixed für den TSV Staffelstein aktiv, holten Lukas und Michelle schon im Sommer 2016, damals in der U18, in Nördlingen den ersten deutschen Meistertitel. Auf ein Dutzend Podestplatzierungen auf nordbayerischer bis internationaler Ebene können sie seitdem zurückblicken. Nun in der U21 angekommen, wo freilich noch mehr Leistung gefordert ist, ließen die zwei in der jüngeren Vergangenheit durch weitere deutsche Meistertitel in 2018 und in diesem Jahr aufhorchen. Dass sie im Gegensatz zu den German Open im Oktober – Lukas und Michelle wurden hier Vierte – nun bei der WM in Abu Dhabi die bei den German Open zweitplatzierten Russen Artem Kaplunenko und Irina Zhuraveleva hinter sich ließen, war vermutlich einer der Schlüsselfaktoren für die WM-Medaille. Im direkten Vergleich auf der Wettkampfmatte behielten die TSV-Athleten gegenüber dem russischen Duo in Abu Dhabi mit 63,0 zu 61,5 Punkten die Oberhand. Erfolgreich gestaltete sich auch das Aufeinandertreffen mit dem zweiten bei der WM vertretenen deutschen Duo, Lara Korn und Gero Heilig aus Philippsburg. Bei diesem Vergleich vergaben die Wettkampfrichter an Lukas und Michelle 64,5 Punkte, an ihre deutschen Kollegen 62,0. In der Endabrechnung mit zwei Punktesiegen in den vier Aufeinandertreffen reichte es im Modus „each against each“ dann für Bronze - gegen die beiden bärenstarken belgischen Duos war kein Kraut gewachsen.

Trainingsfleiß ist essentiell. Um sich gegen die sportlichen Kontrahenten behaupten zu können, bildet die Weitergabe des Erfahrungsschatzes seitens etablierter Jujutsuka indes eine ebenso wertvolle Komponente. Vor diesem Hintergrund danken die beiden Nachwuchsathleten ihrem Trainerteam vom TSV Staffelstein, Mike Blatt und Silvia Blatt-Böhling. „Die beiden haben uns angetrieben und motiviert, das war einfach klasse“, betont Lukas. In ihren Dank beziehen sie genauso die beiden Duo-Bundestrainer Markus Grimminger und Bernd Breuer mit ein – und natürlich ihre Familien, die ihnen in den vergangenen Jahren die wichtige Unterstützung boten. Lukas und Michelle ging das Herz auf, als ihnen bei ihrer Rückkehr ein herzlicher Empfang mit Überraschungsfeier bereitet wurde.

Als sie mit dem Jujutsusport begonnen, Lukas vor neun Jahren beim TSV, Michelle vor 13 Jahren damals noch für den TV Ebersdorf (Landkreis Coburg), dachten sie wohl nicht einmal im Traum daran, einmal an einer WM teilzunehmen, geschweige denn dabei auf dem Podest zu stehen. Wobei – auf dem Athletenprofil von Lukas auf der Homepage des TSV Staffelstein ist als Ziel zu lesen „Weltmeister“. An Ehrgeiz, eine gleichsam obligatorische Facette des sportlichen Erfolg, mangelt es den beiden ohnehin nicht.

Bei uns gar nicht vorstellbar, herrschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten auch in den kalten Monaten noch Tageshöchsttemperaturen von 25 bis 30 Grad. Nach der Ankunft in Abu Dhabi hatten Lukas und Michelle zwei Tage Zeit für die Akklimatisierung – und die war natürlich auch bei der Rückkehr wieder vonnöten. Doch die in fränkischen Gefilden im Vergleich zum „Wüstenstaat“ mittlerweile frostigen Celsiusgrade können die Laune der beiden Jujutsuka nicht ansatzweise trüben – die Bronzemedaillen, der glänzende Lohn unzähliger Trainingseinheiten, erwärmt ihr Herz.

Bei ihrem nächsten Wettkampf genießen die beiden Heimvorteil. Ausrichter der Nordbayerischen Meisterschaft in den Kategorien Fighting und Duo am 1. Februar 2020 ist nämlich der TSV Staffelstein. Im kommenden Jahr wird beim TSV übrigens auf die mittlerweile 40-jährige Historie der 1980 ins Leben gerufenen Jujutsu-Abteilung des TSV zurückgeblickt werden. Wenn dann von sogar auf internationaler Ebene erreichten sportlichen Erfolgen von TSV-Athleten die Rede sein wird, reihen sich nun auch Lukas Lorber und Michelle Vetter ein.

Bericht von Mario Deller